Depeche Mode – Delta Machine

Depeche Mode – Delta Machine

Meine persönliche Depeche Mode-Fankarriere geht jetzt auch schon in ihr 31. Jahr. Damit habe ich wohl sämtliche Höhen und Tiefen dieser Band miterlebt, seit ich Dave Gahan, Martin L. Gore, Andy Fletcher und Alan Wilder 1983 zum Release des dritten Albums „Construction Time Again“ dank der darauf befindlichen Hitsingle „Everything Counts“ für mich entdeckte. Ich war zarte zwölf, Gahan auch gerade einmal erst 20 Jahre alt.

Von da an haben mich sowohl bereits im Vorfeld veröffentlichte Stücke wie „Just Can’t Get Enough“ vom Debüt „Speak & Spell“ 1981 oder „The Meaning Of Love“ vom zweiten Werk „A Broken Frame“ sei hier zu nennen, ehe die Band 1987 mit „Music For The Masses“ in Sachen Namensgebung prophetisch agierte und tatsächlich die Massen wie nie zuvor erreichte. Aus dem Kellerclub auf die Stadionbühnen, Depeche Mode spielten wahnwitzige 101 Shows im Rahmen der Tour, und das stets vor vielen Tausend Anhängern.

So folgte mit „Violator“ das wohl bis heute erfolgreichste Album der Briten. 7,5 Millionen Exemplare gingen – u.a. ausgelöst durch die Single „Enjoy The Silence“ – weltweit über die Ladentische. Es folgte Davan Gahans wohl schwärzeste Lebensphase. Physisch wie psychisch aufgrund des jahrelangen, massiven Drogenkonsums völlig am Ende wurden die Aufnahmen zu „Songs Of Faith And Devotion“ zur Zerreißprobe für alle Bandmitglieder. Zwar wird das Album irgendwann mit Hängen und Würgen fertig und überrascht mit Soul-, Country- und Gospel-Fragmenten, Bluesrock-Anleihen bei weiterhin elektronischer Programmierung, doch folgte schon bald die nächste Krise. Alan Wilder, bis dahin für den Sound Depeche Modes maßgeblich verantwortlich, verließ die Band 1995 und ließ sie als Trio zurück. Gahan unternahm mithilfe eines Drogencocktails aus Kokain und Heroin noch im selben Jahr einen Selbstmordversuch. Zwei Minuten lang war er klinisch tot, ehe er wiederbelebt werden konnte. Endlich folgte die dringend notwendige Therapie.

Während viele Fans zu dieser Zeit schon mit der Trennung der Band rechneten, ging sie stattdessen gestärkt aus der Krise hervor und veröffentlichte 1997 mit „Ultra“ ein musikalisches Lebenszeichen, ein Monument ihrer Wiederauferstehung. Auf „Exciter“ präsentierten sich Gahan, Gore und Fletcher fünf Jahre später wieder elektronischer und trafen damit erneut den Puls der Zeit. Im Anschluss an die dazugehörige Tour widmeten sich Gahan („Paper Monsters“) und Gore („Counterfeit“) erst mal ihren Solokarrieren.

„Playing The Angel“ erschien 2005 und avancierte zum wahren Rekordalbum in der Geschichte der Band. Sowohl bei uns als auch in 17 weiteren Ländern stand es an der Spitze der Verkaufscharts. Erstmalig durfte sich auch Gahan als Songwriter verdingen, war dies bisher doch allein Martin L. Gores Job. Als 2009 die neue Single „Wrong“ im Rahmen der sonst eher öden Echoverleihung präsentiert wurde, war dies nicht nur das Highlight des Abends, sondern versprach viel für das zwölfte Album „Sounds Of The Universe“, das wenig später folgt. Zu viel? Am Ende bliebt das Werk in Sachen Innovation, aber auch Erfolg hinter den Erwartungen zurück.

Nun schreiben wir das Jahr 2013. Das 13. Album Depeche Modes steht bereit, und dieses gestaltet sich wieder so ganz anders, als es die erste Single vorgab, allerdings in die andere Richtung. Ist „Heaven“ ein eher zurückgenommener Song, befinden sich die drei Männer um die Fünfzig ansonsten auf „Delta Machine“ auf einer rasanten Reise zurück in die Zukunft, ohne dabei gestrig zu wirken. Die Gitarren sind weitgehend eingepackt und man frönt wieder in vollen Zügen seiner Liebe zum altgedienten Synthiepop. Er war es, der die Band zu einer der wichtigsten der aktuellen Musikgeschichte machte und dieses Standing nun einmal mehr unterstreicht. Düstere, überbordende Songs wie „Angel“, „Secret To The End“, „Broken“ und „ Soothe My Soul“, aber auch das balladeske, natürlich von Martin L. Gore performte „The Child Inside“ zeigen Depeche Mode von ihrer besten Seite und steigern massiv die Vorfreude auf die im Sommer folgende Tour.

Zum Album bei Napster

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