Eigentlich geht’s gut …

Eigentlich geht’s gut …

Ich fühle mich oft inspiriert. Ein guter Film, ein gutes Buch, ein gutes Konzert, ein gutes Gespräch oder sonst ein positives Ereignis, und schon bin ich bereit, am nächsten Tag mein Leben zu ändern. Okay, meist geht dieses Gefühl mit ein bis zwei Gläschen Wein einher. Jedenfalls spüre ich dann ganz deutlich, dass es an der Zeit ist, endlich selbst etwas Nachhaltiges zu vollbringen. Einen Roman zu schreiben vielleicht. Oder ein Drehbuch. Oder wenigstens eine Kurzgeschichte. Oder mal eine gehaltvolle Kolumne. Oder meinetwegen auch nur mal ein bisschen Sport zu treiben. Dann gehe ich ins Bett.

Am nächsten Morgen wache ich auf. Ich kann von Glück reden, wenn das ohne Kopfweh geschieht. Meine Motivation ist verflogen, die Erinnerung an das Gefühl vom Vorabend praktisch nicht vorhanden. Ein weiterer Tag im alten Trott, ohne große Ideen und ohne neue Inspirationen, dafür voller Ausreden, warum ich wieder den großartigen Roman nicht schreiben, das spannende Drehbuch nicht beginnen und unmöglich durch den Stadtwald joggen kann. Eigentlich könnte ich, aber … Überhaupt ist „eigentlich“ so ein Unwort, das zwischen dem steht, was man tut und dem, das man „eigentlich“ tun sollte, könnte oder möchte. Ein Wort, das schon im Laufe eines Tages sehr oft fällt und dessen Häufigkeit auf das ganze Leben gerechnet sicherlich in mathematischen Sphären kreist, von denen ich mir aufgrund der vielen Nullen am Ende keine Vorstellung mache.

Aber irgendwie machen sie auch Spaß, diese Momente, in denen man ganz sicher ist, dass am nächsten Tag ein neues, aufregenderes, motiviertes Leben beginnt. Dass man die Dinge endlich anpackt, erledigt und etwas wirklich Nachhaltiges schafft. Und wenn auch nur ein Prozent der Motivation dieser Momente irgendwo hängen bleibt, wird ja vielleicht eines Tages doch etwas Derartiges passieren, denn „eigentlich“ ist eigentlich ja Quatsch.

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