Ich gehe wirklich gern ins Kino. Ein Fehler mag es sein, vorab über den anvisierten Streifen allzu viele Kritiken zu lesen, doch leider neige ich dazu. Ich bin gern überinformiert. So ist es wenig verwunderlich, dass ich auf das hochgelobte neue Werk von Regisseur Christopher Nolan, „Inception“, mehr als gespannt war. Immerhin mochte ich „Memento“, „Insomnia“ oder „Prestige“ sehr, und Kritiker wie Filmfans überschlagen sich derzeit ja nur so vor Begeisterung. Die Vorstellung, dass es Nolan geschafft hat, Kunstkino mit Blockbuster zu kreuzen, macht es gleich doppelt spannend.
Im Nachhinein muss ich sagen: Nein, hat er nicht. Was ich gesehen habe, ist ein Film mit blassen Charakteren, von denen keiner auserzählt wird – nicht mal Hauptprotagonist Cobb aka Leo DiCaprio – und die mir daher allesamt den ganzen Film über völlig schnurz sind. Tot oder lebendig? Egal. Dazu gesellt sich eine fantastische Story über irre Träume, Spaziergänge durchs Unterbewusstsein und Gedankendiebstähle, die sicher Potential hat, aber dank viel zu vieler Spezialeffekte weitestgehend untergeht. Vielleicht waren 160 Millionen Dollar Budget einfach rund 80 Millionen Dollar zu viel? Zugegeben, hier und da gibt es innovative, ja gar atemberaubende Momente und tolle Bilder und auch die parallel erzählten Traumlevel funktionieren soweit ganz ordentlich – aber reicht das, um einen Film zum neuen Maß aller Dinge zu machen? Also mir nicht.
Ich will Emotionen, und die sucht man hier vergebens. Allein Traumlevel 3 im Schnee – das eher wie eine missglückte „Bogner Fire & Ice“-Hommage wirkt – überzeugt mich so gar nicht. Doch ist das nicht mal das Schlimmste: Insbesondere die letzte Stunde prasselt ein so gnadenloses Actionspektakel auf den Zuschauer ein, bei dem Luftholen umöglich scheint. Untermalt wird der optische Stress durch den akustisch-orchestralen eines Hans Zimmer, und diese Kombination macht das Ganze zur Zerreißprobe für meinen wirklich letzten Nerv. Schon nach eineinhalb Stunden im Kino fühle ich mich wie fünf Stunden durch den Fleischwolf gedreht. Schweißgebadet und völlig entnervt trete ich nach über zwei Stunden „reinstem Kinovergnügen“ wieder an die frische Luft und habe noch gut eine Stunde Probleme, frei zu atmen und klar zu denken. Folglich hat mir Nolan so gefühlte zehn Stunden meiner Lebenszeit geklaut.
Wie ich im nun feststellen muss, stehe ich mit dieser Meinung – sehen wir von meiner Begleitung (übrigens ein Mann vom Fach) mal ab – ziemlich allein auf weiter Flur. „Bester Film seit Jahren“, „Super Ende“ (ja, super an dem Ende der Moment, in dem es endlich da war), „Unglaublich toller Streifen“ etc. sind nur einige Kommentare meiner Bekannten zu diesem Thema. Nun frage ich mich, was mit mir nicht stimmt. Habe ich einfach keine Ahnung von Filmen oder schlichtweg die falschen Freunde? Meinungen diesbezüglich – also zum Film – willkommen.