Germany – 0 points. Allemagne – 0 points

Germany – 0 points. Allemagne – 0 points

Was waren das für Zeiten, als der Eurovision Song Contest noch schlicht Grand Prix genannt wurde, man die Show mit großer Begeisterung verfolgte – was allerdings eher im kindlichen Alter begründet lag, war einem doch alles recht, um länger aufbleiben zu können (sogar „Wetten, dass … !“) – und Deutschland noch nicht aufgrund seiner ganz offenbar fehlenden Freundschaften zu diversen Nachbarn stets auf die hintersten Plätze verbannt wurde.

Inzwischen ist der Liederwettbewerb der Öffentlich-Rechtlichen mehr zu einer Farce verkommen, bei der regelmäßig recht weit östlich oder auch mal nördlich gelegene Länder mit teils martialischen (Ukraine mit Russlana in 2004/Finnland mit Lordi 2006), teils kitschig-klebrigen (Norwegen mit Alexander Rybak in 2009) Beiträgen das Rennen machen. Dass hier schon lange nicht mehr die Musik im Vordergrund steht scheint nicht nur so, sondern ist sogar zu hoffen, weil ich mir sonst um den Geschmack der Bewohner der Europäischen Radiounion ernsthaft Sorgen machen müsste.

Allerdings muss ich zugeben, dass wir uns in einigen Jahren der Teilnahme auch nicht gerade mit Ruhm bekleckert haben, was Künstler wie Corinna May (Platz 21 von 24), Gracia (Platz 24 von 24) oder die No Angels (Platz 23 von 25) angeht. Dass ich hier ohne Ausnahme weibliche Kandidaten aufzähle, ist natürlich Zufall. Keinesfalls möchte ich allerdings behaupten, dass auch nur einer der genannten Acts eine bessere Platzierung verdient hätte.

In diesem Jahr ruhen all unsere Hoffnungen auf einer 19-jährigen Abiturientin aus Hannover. Entdeckt von Raab in seiner Casting-Show zum deutschen Beitrag für Oslo und auf eine ganz spezielle Art fast ein wenig rührend. Gott sei Dank macht die gute Lena einen so patenten Eindruck, dass sie sicherlich auch eine Niederlage gut verkraften wird. Auch sie dürfte verstanden haben, dass die Punktevergabe beim Eurovision Song Contest äußerst wenig mit der musikalischen Qualität des Beitrags bzw. seines Künstlers zu tun hat. Und mal ehrlich, wer will schon in Ländern wie Aserbaidschan, Bosnien, Herzegowina und Rumänien erfolgreich sein, wenn es ihm doch gelingt, in der Heimat gleichzeitig drei Songs in der Top Ten zu platzieren und das Album gleich dazu? Ein kommerzieller Erfolg in besagten Landstrichen zöge unweigerlich auch Tourneen dorthin nach sich, und womöglich ist das gar nicht mal so erstrebenswert. Aber das sind natürlich nur Vorurteile meinerseits, die sich wie so oft auf null Fakten stützen.

Ich werde das TV-Event am Samstag nicht live verfolgen, sind doch alle anderen Beiträge fast ausnahmslos zwischen schlimm nicht erträglich anzusiedeln, insbesondere in der geballten Kraft eines mehrstündigen Samstagabendprogramms. Sicherlich aber werde ich zwischendurch immer mal wieder das Internet bemühen zwecks Einholung von Neuigkeiten zum aktuellen Punktestand. Ein bisschen keimt in mir ja schon noch die Hoffnung, dass Deutschland bald wieder wer ist und in diesem Jahr verdient auf einem der vorderen Ränge landet. Aber besagte Hoffnung stirbt eben immer zuletzt. In diesem Fall wohl am 30. Mai 2010 um kurz nach Mitternacht.

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