… solange meine Schuld nicht bewiesen ist“, sagte schon Bart Simpson. Schuld ist immer ein großes Thema in unserer Gesellschaft, aber gerade dieser Tage kommt die Frage nach ihr vermehrt auf. Wer trägt die Schuld an dem Untergang der Costa Concordia? Wie viel Schuld muss ein Bundespräsident öffentlich eingestehen? Wer ist schuld daran, dass wir via TV schon nachmittags von adipösen Frauen in Lackdessous belästigt werden? Und ist Micaela Schäfer nicht selbst schuld, dass ihren auch im australischen Regenwald stets unbekleideten Körper mittlerweile unzählige Mückenstiche noch mehr verunzieren, als es die überdimensionierten Silikoneinlagen schon tun? Und wer ist überhaupt Schuld an der Trennung von Heidi und Seal?
Grundsätzlich wird jegliche Schuld an was auch immer ja ohnehin erst mal abgestritten. „Ich wäre ja an Bord geblieben, bin aber ins Rettungsboot gefallen, und die Dunkelheit war Schuld, dass ich nicht zurück konnte.“ – „Ich würde mir ja etwas anziehen, aber ich habe in Klamotten noch weniger zu bieten als mit, und daran sind meine Erziehungsberechtigten Schuld.“ – „Ich würde gern Sinnvolleres tun, als fernsehen, bin aber krank, daran ist meine Erkältung Schuld.“ – „Wir haben uns auseinandergelebt, daran sind unsere Jobs Schuld.“ Niemand ist heute mehr um eine Ausrede verlegen, wenn es darum geht, die eigene Schuld anderen Menschen, Dingen oder Umständen in die Schuhe zu schieben.
Und dass diese Kolumne weder eine meiner unterhaltsamsten noch eine der gehaltvollsten ist, daran ist das aktuelle Tagesgeschehen Schuld, das zwar wahnsinnig viele Ansatzpunkte bietet, die mich persönlich aber alle eher ins Wachkoma langweiligen. Schlammschlachtfreie Promitrennungen, hirn- und textilfreie Möchtegernmodels in Dschungelcamps, erkenntnisfreie Bilder von umgekippten Schiffen, newsfreie Nachrichten über an ihrem Stuhl klebende Bundespräsidenten und inhaltsfrei gescriptete Reality-Dokus … Herr, schicke mir bis kommende Woche ein besseres Thema.