Ein guter Friseur ist schwerer zu finden als ein guter Gynäkologe. Immerhin trägt man am Ende das, was der Typ fabriziert, im besten Fall eine ganze Weile auf dem Kopf, und da ist so ein Schnitt nun mal Vertrauenssache. Doch wie findet man den einen Menschen, dem man dieses Vertrauen auch langfristig entgegenbringen möchte?
Ich habe mich mal in einer deutschen Großstadt – nennen wir sie der Einfachheit halber Köln – umgeschaut und versucht, mich allein vom Namen des jeweiligen Geschäfts beeinflusst zu entscheiden. Die Zeiten, in denen ich bei „Beates Haartraum“, „Hannelores Haarstudio“, „Renates Frisiersalon“ oder „Heikes Haartreff“ einkehrte, sind vorbei, seit ich nicht mehr an der Hand meiner Mutter zum Ponyschneiden gehe und kehren wohl auch erst zurück in dem Moment, in dem ich das Bedürfnis verspüre, mein bis dahin sicher schlohweißes Haar lilastichig zu tragen.
Beim Blick ins Domstadt-Branchenbuch sind mir eine echt haarsträubende Tatsache ins Auge gefallen, nämlich dass es in Sachen origineller Namensgebung und Wortspielerei im Friseurbusiness offenbar keine Schmerzgrenze gibt.
Am häufigsten Verwendung findet „Haarmonie“ – und das in diversen Schreibweisen wie „HAARmonie“, „HAARmony“ und „HAAR.MONI.E“. Damit also durchaus nicht originell, aber gerade noch vertretbar. Was ich allerdings von „Philhaarmonie“ halten soll, weiß ich noch nicht so genau. Einige naheliegende Spielereien mit Begriffen aus dem Friseurhandwerk lasse ich auch noch durchgehen, z.B. „Haarscharf“, „Haargenau“, „Schnittstelle“, „Ponyclub“, „Kopfarbeit“, „Hauptsache“ und „Die Auswaschbar“. Andere wiederum jagen mir direkt einen heißkalten Schauer über den Rücken und lassen Übelkeit in mir hochsteigen. Beispiele dieser Kategorie sind „Engelshaarstudio“, „Haarem“, „Director of Hair Rudigier W.“ (der sicherlich schlicht und einfach Rüdiger heißt) oder „Salon Hairreinspaziert“. Nein danke, da schneide ich doch lieber selbst.
Natürlich möchte mancher Haardresseur auch seiner Heimat gerecht werden und kommt so auf „Cölnhair“ „Hair Cologne“, „Hairspray“ (ob der Laden nach dem Ende der Kölner Spielzeit des gleichnamigen Musicals wohl umbenannt wird?) oder „Fönen und Klönen“. Nicht toll, aber von mir aus. Allerdings bin ich auf einige Wortkreationen gestoßen, bei denen ich mich allen Ernstes frage, wie die überhaupt Kundschaft in den Laden bekommen. Niemals nicht würde ich einen Coiffeur aufsuchen, der sich „Haarakiri“, „Hairkiller“ oder „Chaos Hairconcept“ nennt. Da ist doch eine missglückte Frisur wenn nicht gleich der anschließende Selbstmord des Haares durch spontanen Komplettausfall praktisch vorprogrammiert.
Nun stellt sich also abschließend die Frage, für welchen Laden ich mich nun entscheiden soll, und ihr seht mich echt verzweifelt. Ich mag es schlicht, und in Ermangelung der Läden „Fön“ und „Schere“ habe ich mich für „Kamm“ entschieden. Etwas, das mir tatsächlich fehlt, ist einer mit dem Namen „Kopfgeld“. Dieses setze ich nämlich auf den neuen Haarschneider aus, sollte er Mist bauen.