Ungeduld ist meine Zier …

Ungeduld ist meine Zier …

Ich bin zum einen in allem viel zu schnell und zum anderen wahnsinnig ungeduldig. Und je schneller ich bin, umso langsamer kommen mir alle anderen vor. Das macht mich wahnsinnig, und alle anderen vermutlich auch. Warten ist etwas, das ich noch weniger kann als Kochen beispielsweise. Und Kochen kann ich eben auch nicht, weil ich zu ungeduldig bin. Warten, bis die Herdplatte heiß wird, dann die Pfanne, dazu noch das blöde Geschnippel von Gemüse und Co., das einen nur aufhält. In der Zeit habe ich drei Mal was bestellt – wenn da nur nicht die Warterei auf den Pizzaboten wäre. Also schnell irgendwas aus dem Kühlschrank in den Mund gestopft und gut. Lediglich mit einem Glas Wein lässt sich für mich – in Restaurants zum Beispiel – die Wartezeit auf das bestellte Essen ein klein wenig verschönern. Oder mit zwei oder drei Gläsern, denn ich trinke so schnell wie ich denke, spreche und schreibe. Ohne Alkohol wäre ich für das gesellschaftliche Leben kaum zu gebrauchen.

Alles im Leben ist doch irgendwie an Geduld geknüpft. Warten auf den Feierabend. Warten auf die Bahn oder im Auto aufs Grünwerden der ewig roten Ampel. Warten auf den Freund. Warten auf den Start des 20:15 Uhr-Films. Gottlob gibt es Streamingangebote wie Netflix, da muss ich – außer gelegentlich aufs streikende Internet – auf gar nichts warten. Nur noch nicht komplette Serien kommen wir wegen des Wartens auf die nächste Folge natürlich nicht unter. Langsame Internetleitungen sind übrigens noch so etwas, das ich nicht ausstehen kann. Ebenso wenig Menschen, die Tage oder auch nur Stunden brauchen, um eine E-Mail oder SMS zu beantworten. Leider habe ich sogar Probleme, andere Leute in Gesprächen ausreden zu lassen. Ich weiß ja eh, was sie sagen wollen und möchte dann schnellstmöglich antworten. So macht man sich wenig Freunde. Ich bin also jemand, der weder zu sich nach Hause zum Essen einlädt, noch jemals jemanden aussprechen lässt und sich beim Ausgehen in kürzester Zeit sinnlos betrinkt. Ich wundere mich, dass ich überhaupt noch Freunde habe.

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