Warten gehört nicht unbedingt zu meinen Lieblingsbeschäftigungen. Okay, vermutlich gibt es niemanden, der Warten als solches zu seinen Hobbys zählt. Doch in meinem Fall ist es eine Vollbeschäftigung, die nicht viel anderes zur selben Zeit zulässt. Wenn ich wirklich auf etwas warte, dann bin ich nahezu überlebensunfähig. Weder das Denken an etwas anderes noch die simple Nahrungsaufnahme sind mir in dieser Phase möglich. Es ist dabei vollkommen egal, wie wichtig der Anruf, die E-Mail, die Zu- oder Absage sind, die ich erwarte. Auch ob beruflicher oder privater Natur spielt dabei keine Rolle … Wenn ich warte, dann warte ich.
Es soll Menschen geben, die damit anders umgehen. Männer zum Beispiel. Das Einzige, worauf die warten, ist nach der Start in die neue Saison der Bundesligapause und nach dem Geschlechtsverkehr auf den nächsten Bei- oder den direkten Einschlaf. Vielleicht warten sie auch noch auf die eben bestellte Pizza, aber auf Anrufe oder ähnlich gelagerte Erlebnisse ganz sicher nicht.
Es heißt ja, Vorfreude sei die schönste Freude, doch auch wenn es um die Urlaubsplanung geht, ist mir eine spontane Entscheidung inklusive sofortiger Abreise lieber, als das ewige Warten auf den Abflug in drei, fünf oder acht Monaten. Was da alles dazwischen kommen kann. Und wie soll ich mich noch auf die Arbeit konzentrieren, wenn ich in diesen drei, fünf oder acht Monaten im Kopf quasi schon am Strand liege?
Auch kann zu lange Warterei meine Motivation oder Begeisterung für eine Sache schon mal komplett lahm legen. Die Schuhe sind in meiner Größe nicht da, können aber bestellt werden? Nein danke, dann habe ich spätestens bei deren Eintreffen kein Interesse mehr, sind mir doch ausreichend andere Schuhe dazwischen gekommen. Nur, wenn es um den Feierabend geht, nehme ich den immer wieder gerne, auch wenn ich zuvor volle acht Stunden auf ihn warten musste. Manchmal zahlt sich Geduld eben doch aus.