Als Madonna vor zwei Jahren ihre Single „Girl Gone Wild“ veröffentlichte, dachte ich, dass es schlimmer kaum kommen könne. Dass es keine Frau gäbe, die mit weniger Würde altert bzw. unwürdiger nicht altert, als Frau Ciccone. Sie hat bis heute nicht akzeptiert, dass der Zahn der Zeit auch an ihr nagt und sämtliche Botox-, Hyaluron- und Silikonexperimente alles nur noch schlimmer machen. Dass Photoshop am Ende auch nur auf dem Papier funktioniert und spätestens der nächste öffentliche Auftritt das komplette Ausmaß des Elends sichtbar machen wird. Und dann kam Cher.
67 Jahre alt, und – wie in ihrem neuen Video zu „Woman’s World“ deutlich wird – körperlich schon etwas eingeschränkt. Während sie 20-Jährige auf Speed um sich herum tanzen lässt, sind ihre eigenen Bewegungen eher verhalten. Aber toll, was heute technisch alles möglich ist, denn ihr Gesicht hebt sich kaum von denen der anderen ab. Es erscheint noch faltenfreier, als es eine vielfach wiederholte Nervengiftbehandlung und ein ausgiebiges Facelifting zulassen würden. Wie lange an diesem Video gedreht wurde, weiß ich nicht, ahne aber, dass Cher mehr als eine Pause einlegen musste, um das Pensum zu bewältigen. Hinzu kommt das stundenlange Sitzen in der Maske, das sicherlich auch an die Substanz geht.
Noch schlimmer, als die völlig unnatürlich Optik finde ich jedoch die Musik, produziert von Paul Oakenfold, der somit auch nur noch einer der Guettas und Zedds dieser Welt ist. Großraumdissensound aus der Konserve, wie wir ihn in den 90ern im Rahmen der Eurodance-Welle schon besser gehört haben. Warum kann sich eine Frau mit 67 nicht würdevoller weiterentwickeln? Und wer soll diese Musik hören? Teenager interessieren sich nicht für Cher, alte Cher-Fans nicht für 1-Euro-Dancegebimmel. Einen alte Frau, ein mittelalter Produzent und ein billiger Beat machen eben noch lange keinen Hit.