Mit Duran Duran zurück in die Zukunft

Mit Duran Duran zurück in die Zukunft

Gut 40 Jahre sind Duran Duran bereits dick im Musikbusiness. In den 1980er-Jahren landeten sie mit Songs wie „Girls On Film“, „Wild Boys“ und „Save A Prayer“ internationale Hits. Auch mit dem Titelstück zum „James Bond“-Abenteuer „A View To A Kill“ sorgten die Briten 1985 für Aufsehen. Die 1990er hatten dann noch so manche Chartplatzierung für das Quartett in petto, darunter das 1993 erschienene und unvergessene „Ordinary World“. Bis heute sind 14 Studioalben erschienen, das letzte unter dem Titel „Paper Gods“ im Jahr 2016.

Nun steht mit „Future Past“ dessen Follow-up an, und darauf klingen Simon Le Bon, Nick Rhodes, John Taylor und Roger Taylor dank Kollaborationen mit Giorgio Moroder und Lykke Li zwar mal wieder runderneuert, aber doch immer noch ganz wie die Alten. Le Bon und Rhodes erklären ntv.de im Interview unter anderem, warum ihr Zusammenspiel auch nach so vielen Jahren noch derartig fruchtbar ist.

ntv.de: Ihr seid gestern Abend beim Radiopreis in Hamburg aufgetreten. Wie froh seid ihr, endlich ein Stück Normalität zurückzugewinnen?

Simon Le Bon: Es ist toll, wieder auf einer Bühne zu stehen vor einem Live-Publikum – auch wenn gestern alle in Sesseln saßen. Das war natürlich nicht ideal. Wir hatten zumindest nicht das Gefühl, dass unsere Musik wirklich mit den Leuten connecten konnte.

Was haben die letzten eineinhalb Jahre für euch persönlich und für die Produktion des Albums bedeutet?

Nick Rhodes: Das war alles schon sehr ungewöhnlich, weil das Leben so völlig unerwartet zum Stillstand kam. Wir steckten gerade mitten in den Aufnahmen zum Album, doch dann konnten wir erstmal nicht weitermachen. Ich habe mich mit meiner Familie in die Isolation begeben, denn man hat recht schnell verstanden, dass es wirklich ernst ist. Aber sobald wieder mehrere Leute in einem Raum sein durften, haben wir weitergemacht, wo wir aufhören mussten.

Vermutlich wärt ihr sonst schon längst mit den neuen Songs auf Tour?

Le Bon: Das hast du perfekt auf den Punkt gebracht. (lacht)

Aber Vorfreude ist ja die schönste Vorfreude. Nun kommt „Future Past“ vor allem pünktlich zum 40. Jubiläum … „fortieth anniversary“ ist für Deutsche übrigens gar nicht so leicht auszusprechen.

Rhodes: Yeth, I know. (lacht)

Was ist eurer Erfahrung nach schwieriger? 40 Jahre als Band zusammenzubleiben oder 40 Jahre als Paar? Ihr seid ja teilweise auch schon in sehr langen Beziehungen und müsst es wissen …

Le Bon: Ich glaube, das macht keinen Unterschied. Auch die Beziehungen innerhalb einer Band müssen gut funktionieren. Es gibt nicht viele Menschen, mit denen ich gut arbeiten kann. Aber wenn wir im Studio zusammenkommen, passiert immer irgendetwas. Dieses Mal haben wir 16 tolle Songs zusammenbekommen …

… und euch dafür auch Unterstützung von außen geholt. Zum wiederholten Male ist Mark Ronson dabei, aber auch Disco-Legende Giorgio Moroder sowie Techno-DJ und -Producer Erol Alkan. Für mich die größte Überraschung in der Reihe …

Le Bon: Der erste, mit dem wir wieder gesprochen haben, war Mark Ronson. Und wir haben uns auch darüber hinaus schon so unsere Gedanken gemacht. Um ehrlich zu sein, war Nick der Einzige von uns, der Erol Alkan kannte, weil er eben selbst auch auflegt. Wir waren sehr beeindruckt davon, dass er den Killers-Song „The Man“ in einen Hit verwandelt hat. Ich habe die originale Version des Songs gehört, und du kannst mir glauben, die funktionierte in ihrer Dynamik bei Weitem nicht so gut. Erol drehte alles auf links und setzte den Song neu zusammen. Das fand ich faszinierend. Also setzten wir alles dran, ihn kennenzulernen. Schon innerhalb von zwei Tagen waren wir uns sicher, dass er genau weiß, was zu tun ist. Er brachte zudem Graham Cox mit ins Studio, der das Ganze dann noch mal auf ein neues Level brachte.

Mit Mark Ronson habt ihr nun schon mehrfach zusammengearbeitet. Warum funktioniert das mit ihm und euch so gut?

Le Bon: Er liebt Duran Duran, das hilft, um es mal auf den Punkt zu bringen. (lacht)

Rhodes: Er ist einfach ein Musikgenie. Er ist noch verhältnismäßig jung und macht eine unfassbare Arbeit. Er stellt niemals sein Ego in den Mittelpunkt. Wir lieben es, mit ihm zu arbeiten. Es ist eine Zusammenarbeit, die hoffentlich noch lange weitergeht.

Mit Giorgio Moroder habt ihr eine lebende Legende für das Album gewinnen können. Wie macht man das, wenn man selbst eine solche ist? Ruft man den einfach an oder kennt man sich eh?

Le Bon: Wir haben 30 Jahre lang darüber nachgedacht, mal etwas mit Giorgio aufzunehmen. 2015 waren wir seine Laudatoren bei den GQ Awards. Nick war einige Zeit später in Italien noch mal überraschend mit ihm essen. Da haben die zwei dann wohl beschlossen, dass wir was gemeinsam machen sollten. Als wir nun die ersten Sounds fertig hatten, haben wir ihn kontaktiert. Wir sind zu ihm geflogen und haben fünf Tage mit ihm verbracht. Und eben weil die Zeit so kurz war, mussten wir alle unser Bestes geben. Es wurde nicht viel diskutiert. Es war klar: Was immer Giorgio sagt, wir tun es.

Also gibt es trotz 40 Jahren im Business noch Musiker, von denen ihr Fans seid?

Rhodes: Ja, absolut. Wir sind auf jeden Fall Fans von Giorgio. Das erste Stück, das wir als Duran Duran jemals zusammen spielten, war immerhin ein Song von ihm. Wir wurden stets von ihm beeinflusst für unsere Alben. Unsere Liebe zu ihm geht zurück bis zu Tag eins. Für uns ist damit wirklich ein Traum in Erfüllung gegangen.

Seid ihr vor einer solchen Begegnung dann noch nervös?

Le Bon: Nein, aber das liegt daran, dass er so ein unfassbar netter Mensch ist und genau weiß, was er will.

Nun macht sich die Welt dank der Corona-Impfungen gerade wieder etwas lockerer. Wie plant ihr in Sachen Tour? Wartet ihr lieber bis 2022?

Le Bon: Ja, wir sind bei unserer Planung trotz allem vorsichtig. Aktuell sind wir noch nicht so weit fortgeschritten. Wir wollen nicht, dass Leute Geld ausgeben und es am Ende verlieren. Wir spielen dieses Jahr noch ein paar Shows in Großbritannien, im nächsten Jahr werden wir dann besser wissen, wie wir vorgehen. Die Fans sollen sich keine Karten kaufen für ein Konzert oder ein Festival, das dann gecancelt wird. Wir wollen ja, dass sie ein positives Erlebnis haben.

Abba kommen jetzt ja auf virtuelle Weise live zurück …

Rhodes: Das liegt ja daran, dass Agnetha nicht gerne reist, oder? Dann ist das sicherlich eine gute Option …

Richtig. Und sie sind alle über 70 Jahre alt. Wäre das für die Zukunft auch für euch vorstellbar, um den Strapazen des Tourlebens zu entgehen?

Le Bon: Das könnte niemals ein Ersatz sein. Unsere Hologramme auf der Bühne wird es nicht geben, da geht ja jede Spontaneität verloren. Auch wenn ich glaube, dass das wirklich eine fantastische Abba-Show werden wird.

Ihr wart schon in den 1980ern modisch absolute Vorreiter und seid bis heute eine der stylischsten Bands. Gibt es Momente in eurem Leben, in denen ihr auch mal Jogginghosen tragt? Bei Video-Interviews zum Beispiel?

Le Bon: Da gehen wir noch einen Schritt weiter: Wir tragen gar keine Hosen. Vor allem, wenn wir über Zoom mit jemandem sprechen. (lacht)

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