Ich verfüge über eher wenig Fußballsachverstand, weiß aber natürlich schon, dass Schalke 04 niemals Meister werden wird, wir die Bayern nicht mögen, sie aber guten Fußball spielen, und der Verein unserer Hauptstadt zukünftig in der zweiten Bundesliga vor sich hin kickt.
Und natürlich bin auch ich ab kommenden Freitag im so oft zitierten WM-Fieber. Zwangsläufig, denn wie soll man sich dem Wahnsinn schon entziehen? Public Viewing, wohin man kommt: In der Lieblingskneipe, mitten in der City auf dem Marktplatz, im Hippiepark um die Ecke oder beim Bäcker seines Vertrauens. Der bietet dann gleich noch Berliner (welch Hohn) und Amerikaner (auch nicht besser) in den Landesfarben feil.
Was ich am allerwenigsten im Rahmen eines solchen Events mag, sind all die Menschen, die wie ich eigentlich keine Ahnung von diesem Sport haben, aber ständig und bei jeder noch so unpassenden Gelegenheit im Fernsehen aufgeschnappte Weisheiten unterschiedlicher Fußball-Profis und -Kommentatoren von sich geben. Dabei zählen geklaute Aussagen wie Marcel Reifs „Je länger das Spiel dauert, desto weniger Zeit bleibt“ oder „Sie sollen nicht glauben, dass sie Brasilianer sind, nur weil sie aus Brasilien kommen“, im Ursprung von Paul Breitner, noch zu den harmloseren und eigentlich ja auch ganz lustigen Varianten.
Aber so ist das wohl einfach, wenn unsere Nationalmannschaft das runde Leder hochmotiviert vor sich her tritt, um der restlichen Welt zu beweisen, dass wir wer sind: Spätestens beim vierten Bier kann jeder sonst auch noch so fußballunkundige WM-Gucker ganz flüssig und in drei Sprachen die Abseitsregel erklären. Für alle, die es bis jetzt noch immer nicht geschnallt haben, hier nun die letzte Chance, werde ich im Folgenden doch versuchen, euch den Quatsch ein wenig näher zu bringen:
1. Folgende Situation: Du stehst in einiger Entfernung zur Theke in deiner angestammten Sportsbar und gedenkst, deinen Bierdurst zu stillen. Der Barmann befindet sich gerade im Gespräch mit einem offenkundig guten Bekannten, da entdeckst du im Regal hinter hinter der Bar das wohl letzte Bier, das dir und deinem angearbeiteten Bauch hervorragend stehen würde. Aber auch der Barmann-Bekannte hat scheinbar bemerkt, dass sich der Gerstensaft zu verabschieden droht.
2. Dumm, dass dein bester Freund dein Geld in der Hosentasche hat. Da er weit weg im Fangetümmel steht, beschließt er kurzerhand, dir dein Portemonnaie einfach gekonnt zuzuwerfen. Während er sich also anschickt, das Geld auf den Weg zu bringen, läufst du los – um deinen Konkurrenten herum zur Theke – um es dort aufzufangen und im Anschluss ganz locker dein Getränk zu ordern.
Doch Vorsicht!
3. Bist du in dem selben Moment, in dem dein Kollege die Börse loslässt und sie auf den Weg bringt, bereits an dem gegnerischen Biertrinker vorbei in Richtung Gerstensaft getorkelt und nicht mehr vor ihm oder mit ihm auf einer Höhe, dann bist du im ABSEITS! Das heißt, du bekommst kein Bier mehr und bestellst dir ohnehin besser ein Wasser, denn offenbar hast du längst die Kontrolle über deinen Körper verloren. Und gräme dich nicht, denn das Bier stand blöd im Regal herum ist ohnehin lauwarm.
Ich denke, damit seid ihr bereit für den Anpfiff am 11.06. um 16.00 Uhr, wenn das Gastgeberland Südafrika auf Mexiko trifft. Und Jogi Löw gebe ich noch eine Johannes B. Kerner-Weisheit mit auf den Weg: „Was nützt die schönste Viererkette, wenn sie anderweitig unterwegs ist?“.