Im Detroit der 1950er-Jahre treffen Don Cheadle und Benicio Del Toro als ungleiche Gauner für einen gemeinsamen Job aufeinander. Regisseur Steven Soderbergh zeigt sich mit „No Suddden Move“ erneut als Meister der wendungsreichen Gangster-Story.
Mit „No Sudden Move“ widmet sich Steven Soderbergh mal wieder einem Genre, das ihm besonders am Herzen liegt: dem etwas anderen Gangsterfilm, wie er ihn unter anderem schon mit der „Ocean’s Eleven“-Trilogie bediente. Und er setzt erneut auf jede Menge Stars, die sich von ihm gerne in Szene setzen lassen. Unter ihnen sind Don Cheadle, Benicio del Toro, Brendan Fraser und Ray Liotta.
Es ist 1954 in der Motorcity Detroit. Curt Goynes (Don Cheadle) ist gerade erst aus dem Gefängnis entlassen worden und will die deprimierende Stadt eigentlich so schnell wie möglich in Richtung Kansas City verlassen. Dummerweise kommt ihm seine Vergangenheit bei diesem Plan in die Quere, und so hat er zunächst noch einen Auftrag für ein Gangstersyndikat zu erledigen.
Den sogenannten „Babysitter-Job“ führt er mit Ronald Russo (Benicio Del Toro) und Charley Barnes (Kieran Culkin) aus, die ihm Unterwelt-Mittelsmann Jones (Brendan Fraser) zur Seite stellt. Sie sollen den General-Motors-Angestellten Matt Wertz (David Harbour) dazu bringen, wertvolle Unterlagen aus dem Safe seines Chefs zu entwenden. Doch natürlich läuft die ganze Aktion völlig aus dem Ruder und die Nerven aller Beteiligten liegen blank … Dass Ronald zudem noch eine Affäre mit der Frau von Mafia-Größe Frank Capelli (Ray Liotta) hat, spielt dem Trio auch nicht unbedingt in die Karten.
Traue niemandem
„No Sudden Move“ bietet erstklassige Noir-Atmosphäre ab der ersten Sekunde, denn hier wurde an alles gedacht. Schon das Vintage-Warner-Logo und die jazzige Musikuntermalung sorgen für das richtige Setting. Der Look der Bilder und die detailverliebte Ausstattung tun ein Übriges, um diese durch lockere Dialoge gebrochene düstere Stimmung über die gesamten 116 Minuten zu halten. Dass die Geschichte im heruntergekommenen Detroit spielt, ist natürlich kein Zufall, die Stadt als Motorcity spielt eine maßgebliche Rolle und wird dementsprechend in Szene gesetzt.
Die Story selbst steckt voller überraschender Wendungen, denn im Gangster-Business kann wirklich keiner dem anderen trauen. Während der Afroamerikaner Curt meist überlegt und intelligent handelt, aufgrund seiner Herkunft aber einen schweren Stand hat, ist Ronald ein impulsiver Pegeltrinker mit vielen Lastern. Zwar können sich die beiden nicht besonders gut leiden, aber sie merken bald, dass sie nur gemeinsam die Chance haben, diesen Job zu überleben und dabei auch noch an das ganz große Geld zu kommen. Soderbergh hat unter seinem Pseudonym Peter Andrews übrigens wieder einmal selbst die Kamera übernommen und unterstützt die Wendungen des Geschehens mithilfe ungewöhnlicher Blickwinkel und dem Einsatz des Fischauges.
Am Ende wartet „No Sudden Move“ noch mit einer weiteren Überraschung in Form eines Hollywood-Stars auf, der weder im Trailer zu sehen ist noch in Werbematerialien und Vorspann genannt wird. Überraschend wäre das Ganze allerdings auch ohne seinen Einsatz, beruht dieser Teil der Story doch plötzlich auf einer wahren Begebenheit. Das wird zu diesem späten Zeitpunkt überhaupt das erste Mal erwähnt, was etwas deplatziert wirkt. Trotzdem ist „No Sudden Move“ das absolut sehenswerte Werk eines echten Könners des Genres und sicherlich der perfekte Moment, um die Streamingdienste mal links liegenzulassen und endlich wieder ins Kino zurückzukehren.